Schlüsselrolle der Stahlindustrie bei der praktischen Umsetzung der COP28-Erklärung

Heidi Peltonen, Vice President, Sustainability

Den Weltuntergang heraufzubeschwören ist keine Lösung für die Klimakrise. Taten statt Worte schon. Die Weltklimakonferenz COP28 hat gezeigt, dass Hoffnung besteht, das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten. Für die Stahlindustrie bedeutet dies, dass wir die Ziele von COP28 mit Leben füllen müssen – aber wir können dies nicht allein tun.

Am Ende der zweiwöchigen Klimakonferenz wurde ein beispielloses internationales Abkommen erzielt, das einen gerechten, geordneten und ausgewogenen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe vorsieht, um bis 2050 Net Zero zu erreichen. Bei der Bestandsaufnahme wurde festgestellt, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 % gegenüber dem Stand von 2019 gesenkt werden müssen, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Das Abkommen war historisch, ist aber gleichzeitig mit hohen Erwartungen an den Unternehmenssektor verbunden, damit dieser Maßnahmen ergreift und die Strategien auf den Märkten umsetzt.


Das Ziel ist klar: Emissionsintensive Industrien müssen ihre gesamte Wertschöpfungskette dekarbonisieren – das gilt auch für unsere Branche. Die Stahlindustrie ist für 7-9 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Der Anstieg der Weltbevölkerung wird zu einer steigenden Energienachfrage und Urbanisierung führen, was den Bedarf an Stahl erhöht. Die Zukunft des grünen Wandels – von erneuerbaren Energien bis hin zu Wasserstoff und Elektrofahrzeugen – hängt von nachhaltigem Edelstahl ab.

Als weltweit führender Hersteller von nachhaltigem Edelstahl dürfen wir nicht nur leere Worte über eine Reduzierung der CO2-Emissionen verlieren, sondern müssen den Weg weisen und den Branchenmaßstab festlegen. Die Stahlindustrie muss sich ehrgeizige Ziele setzen, weitere Partnerschaften mit gleichgesinnten Vorreitern eingehen und Lösungen anbieten, die den Endverbrauchern bei der Umsetzung ihrer Klimaziele helfen. Aus diesem Grund nahm Outokumpu in diesem Jahr gemeinsam mit führenden finnischen Klimaschützern an der UN-Klimakonferenz COP28 teil, um zu zeigen, dass CO2-armer Edelstahl eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels auf globaler Ebene spielt.

Doch was benötigt die Stahlindustrie zur Umsetzung der COP28-Ziele und was steht ihr dabei im Weg?

Wie kann der Stahlsektor das COP28-Ziel erreichen?


Um die ehrgeizigen Emissionsreduktionsziele von COP28 zu erreichen, ist eine globale CO2-Bepreisung erforderlich, damit gleiche Wettbewerbsbedingungen geschafft, Investitionen in den Klimaschutz angekurbelt und die Nachfrage nach CO2-armem Stahl gesteigert werden. Sie ist ein vielversprechendes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel, da sie einen Anreiz zur Umstellung auf sauberere Brennstoffe bietet und neue Investitionen auf saubere Technologien umleitet. Der Unternehmenssektor steht eindeutig hinter einem globalen CO2-Preismechanismus, und es besteht die Notwendigkeit, Regierungen und Unternehmen über dessen Einsatz aufzuklären. Obwohl es noch kein globales CO2-Preissystem gibt, gibt es regionale CO2-Preise wie zum Beispiel das EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) und ein neues zentrales Instrument, das CO2-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM), um die Verlagerung von CO2-Emissionen bei der Einfuhr von Waren mit hoher Emissionsintensität in die EU zu bekämpfen, auch wenn noch nicht abzusehen ist, wie erfolgreich es seine Aufgabe erfüllen wird.

Zweitens müssen sowohl die privaten als auch die öffentlichen Schleusen für grüne Investitionen geöffnet werden, und die Dekarbonisierung sollte als langfristige Investition betrachtet werden. Die vielversprechendsten, wettbewerbsfähigsten und effektivsten grünen Technologien sind weitgehend bekannt und erfordern eine sofortige sowie langfristige Finanzierung weltweit. Investoren sind mittlerweile bereit, ein größeres Risiko einzugehen, um in die Sektoren grüne Energie und grüner Stahl zu investieren, und glauben an die langfristige Amortisierung dieser Investitionen. Kapitalintensive Sektoren benötigen erhebliche grüne Investitionen, um den notwendigen Wandel voranzutreiben, da 60 % der globalen Emissionen von diesen globalen Infrastruktursektoren verursacht werden. Die erforderlichen Investitionen können nicht allein vom öffentlichen Sektor aufgebracht werden – auch private Investoren müssen deutlich mehr Mittel in grüne Investitionen fließen lassen.

Drittens: Um die COP28-Ziele zu erreichen, muss die Industrie ihre gesamte Wertschöpfungskette dekarbonisieren. Dies kann nur durch eine enge Zusammenarbeit mit Partnern und den verschiedenen Interessengruppen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erreicht werden. Darüber hinaus muss die Nachfrage nach grünem Stahl überall in der Wertschöpfungskette steigen, von den Zulieferern bis hin zu den Kunden. Der gerechte und grüne Übergang wird nicht gelingen, wenn die Kosten dafür nicht auf die gesamte Wertschöpfungskette verteilt werden – von Regierungen über private Investoren und Unternehmen bis hin zu den Endverbrauchern.

Taten statt Worte


Da die Welt einen systemischen Wandel braucht, haben wir uns ehrgeizige Klimaziele gesetzt und ein wissenschaftlich fundiertes Ziel (SBTi) festgelegt, das auf das 1,5-Grad-Ziel abgestimmt ist. Während unsere Arbeit uns bis dato auf halben Weg zu unserem Ziel gebracht hat, unsere Emissionsintensität bis 2030 um 42 % zu senken, werden wir unsere Dekarbonisierung mit neuen Innovationen und dem Ersatz fossiler Rohstoffe durch erneuerbare Alternativen weiter beschleunigen. Bereits heute liegt unser CO2-Fußabdruck 75 % unter dem Branchendurchschnitt, und wir unterstützen unsere Kunden dabei, ihre CO2-Emissionen jährlich um 10 Millionen Tonnen zu reduzieren.

Die Kreislaufwirtschaft ist bereits seit Jahren in unserem Unternehmen verankert. Über 90 % unserer Rohstoffe kommen zu uns aus dem Recycling – Ihre alten Waschmaschinen und Türklinken können der Stahlindustrie helfen, ihre CO2-Emissionen zu senken und den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten, indem sie die Verwendung neuer Materialien auf ein Minimum reduzieren. Für die Herstellung von Edelstahl werden wir jedoch immer auch neue Materialien benötigen. Deshalb müssen wir weiterhin innovativ sein und in CO2-reduzierende, die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltiger gestaltende Technologien und Prozesse investieren.

Die Stahlindustrie braucht auch eine konstante, CO2-arme Energie. Derzeit stammen über 86% der von uns verbrauchten Energie aus nichtfossilen Quellen – mit dem Ziel, in Europa vollständig auf CO2-armen Strom umzustellen.Neben Solar-, Wind- und anderen erneuerbaren Energiequellen benötigen schwer zu versorgende Sektoren wie unserer die verlässliche Energieversorgung und Stabilität der Kernenergie. Künftig könnten kleine modulare Reaktoren eine wichtige Rolle spielen, wobei für eine Beschleunigung dieser Entwicklung gestraffte Genehmigungsverfahren erforderlich sind.

Wir werden unsere CO2-Emissionen weiter reduzieren, indem wir in neue Innovationen und erneuerbare Energien investieren und damit fossile Rohstoffe ersetzen. Außerdem wollen wir in Zusammenarbeit mit unseren Zulieferern emissionsarme Rohstoffe entwickeln. Darüber hinaus untersuchen wir die CO2-Abscheidung als Teil unserer Dekarbonisierungsstrategie.

Förderung der Nachhaltigkeit zum Nutzen von Unternehmen


Die Ergebnisse der COP28-Verhandlungen weisen der ganzen Welt den Weg in die richtige Richtung – hin zu CO2-armen Volkswirtschaften. Im Interesse des Wohlergehens des Planeten und von uns Menschen haben wir einfach keine andere Wahl, als das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten. Da die Privatwirtschaft der größte CO2-Emittent der Welt ist, muss der Unternehmenssektor Maßnahmen ergreifen und sich diesem Ziel gegenüber verpflichten.

Damit der grüne Wandel stattfinden kann, wird eine verstärkte Nachfrage nach grünen Produkten und Lösungen durch die Endkunden benötigt. Wir brauchen zusätzlich eine harmonisierte globale Regulierung, um die Investitionen des Privatsektors in umweltfreundliche Methoden zu erhöhen. Vor allem aber sind wir dabei, unser Geschäft so umzugestalten, dass wir zur Lösung der Klimakrise beitragen, indem wir verschiedene Branchen bei der Reduzierung von Emissionen unterstützen.

Wir bei Outokumpu wollen beweisen, dass die Beschleunigung des grünen Wandels wirtschaftlich tragfähig sein und für Kunden einen Mehrwert schaffen kann.